"Panurge" basiert auf dem Hauptwerk von François Rabelais "Gargantua et Pantagruel": Panurge (grch. panurgos = der mit allen Wassern Gewaschene) ist in der Vorlage ein heruntergekommener Scholar, der sieben bekannte Sprachen spricht und dazu noch einige von ihm selbst erfundene. Ein Tagedieb, Zechbruder, Falschspieler und ein höchst ambivalenter Charakter: gelehrt und naiv, liebenswert und grausam, für den Leser undurchschaubar, steht er in Gegensatz zu seinem Freund, dem geradlinigen, einfacher gestrickten Riesen Pantagruel.
Der Sänger der Uraufführung, der wunderbar gestisch singende Bariton Jean-Emile Vanni-Marcoux, dem Massenet diese Rolle buchstäblich "auf den Leib geschrieben", da für ihn komponiert hat, erzählt als Panurge in "Touraine est un pays" von seiner Heimat, die er in einer Mischung aus großem Ernst und anrührender Naivität zu einem Paradies und einer Inkarnation alles Schönen macht. Diese Aufnahme hat mich neugierig gemacht, mir diese Oper einmal ganz anzuhören; leider scheint es jedoch keine Gesamtaufnahme davon zu geben.
Massenet soll sich in seinem Konzept des Panurge, soweit ich bisher gelesen habe, von Rabelais' Vorlage jedoch etwas entfernt und diesen Schelm eher einer Figur der commedia dell' arte angenähert haben.
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